segunda-feira, 4 de junho de 2007
Heiliger Krieg des Superraubtiers Homo sapiens sicut deus
Die Entfesselung der technologischen Potentiale war nicht nur die Befreiung von dienstbaren Geistern, die Milliarden Jahre in der Erde schliefen und dem Augenblick entgegenträumten, in dem sie unter dem Namen Produktivkräften zugunsten menchlicher
Die Trennung der Wörter und der Dinge
Wer vom Ausrinnen der Moderne spricht, kann eine Unzahl heterogener Beobachtungen vor Augen haben, die nur in einer sehr allgemeinen Feststellung zusammenlaufen: daß die reale Moderne und ihr Bild (...) verschiedene Dinge sind (...). Die Moderne und ihr Gerücht waren zweierlei. (...) Erst im Zwielicht der Postmoderne wird die Trennung der Wörter und der Dinge zwingend, auch wenn sich zeigen wird, daß in einer Kultur mit hoher Zeichenemission die Dinge selbst bereits Wörter sind.
Peter Sloterdijk, Kopernikanische Mobeilmachung und ptolemäische Abrüstung
Peter Sloterdijk, Kopernikanische Mobeilmachung und ptolemäische Abrüstung
domingo, 3 de junho de 2007
Neo-synthetische Denkformen
die neo-synthetischen Denkformen (....) bilden gleichsam den logischen Generalbaß avancierter Aufklärungszustände, indem sie Antworten auf die kritischste Frage (...) entwerfen: Wie sind lebensorientierende Weltansichten, im Jargon: Neue Synthesen, angesichts einer Kultur der entfesselten Analysis noch möglich? (...) Lässt sich die analytische Konfession des modernen Philosophierens mit einem Begriff des Denkens vereinbaren, der eine Analogie zwischen Denken und Komponieren anerkennt? Oder sind Philosophie und Privatmythologien ein für allemal geschieden Funktionen und kann nur die Analyse seriös sein, während Synthese für immer in den ästhetischen, mythomanischen, neurotischen Untertgrund verbannt bleiben wird? (...)
Wenn zahlose Einzelne perspektivisch und freihändig ihre Neuen Synthesen entwerfen, um Übersicht im Chaos der Neuzeit zu gewinnen, dann wächst insgesamt dei Konfusion exponentiell an. (...) "Die Kunst ist überall, weil das Kunstwerk im Herzen der Wirklichkeit steht" (Jean Baudrillard)
Peter Sloterdijk, Kopernikanische Mobilmachung und ptolemäische Abrüstung
Wenn zahlose Einzelne perspektivisch und freihändig ihre Neuen Synthesen entwerfen, um Übersicht im Chaos der Neuzeit zu gewinnen, dann wächst insgesamt dei Konfusion exponentiell an. (...) "Die Kunst ist überall, weil das Kunstwerk im Herzen der Wirklichkeit steht" (Jean Baudrillard)
Peter Sloterdijk, Kopernikanische Mobilmachung und ptolemäische Abrüstung
nach fast food nun auch fast aesthetics
Die Postmoderne ist ein autopoietisches System, das sich zu stabilisieren beginnt, sobald die kritische Masse von Spatzen anfängt, von den Dächern zu singen, daß sie nicht einsehen, warum sie nicht auch so von den Dächern singen sollten, wie man ihnen beigebracht hat, daß sie nicht singen sollten. Damit markiert die Postmoderne, optimistisch gesehen, ein vorangeschrittenes Stadium ästhetischer Demokratie. (...) In pessimistischer Sicht signalisiert sie allerdings die Abdankung der Qualitätsgefühle - einen vandalischen Ausverkauf, in dem der ästhetische Merkantilismus die letzen normativen Hemmungen beseitigt, die seinem Sturmlauf im Weg lagen; nach fast food nun auch fast aesthetics. (...) ob die Vokabeln postmodern und reaktionär tatsächlich nur die höflichen und unhöflichen Titulierungen derselben Phänomene bedeuten (...?)
Peter Sloterdijk, Kopernikanische Mobilmachung und ptolemäische Abrüstung
Peter Sloterdijk, Kopernikanische Mobilmachung und ptolemäische Abrüstung
sábado, 2 de junho de 2007
Spatzenphilosophie
Wenn es legitim ist, die chaotische Musik über den Dächern mit dem Lärm des Zeitgeistes in Verbindung zu bringen, dann müßte der Spatz auf dem Dach und nicht die Eule der Minerva als das Wappentier der Philosophie gelten. (...)
Die Spatzenphilosophie ist ein Denken der Gleichzeitigkeit - ein wenig zu laut und zu schnell (...).
Wo Hegels Eule ein Ganzes sieht, weil das Ganze selbst dem Ende nahe ist und als versinkende Gestalt des Geistes vor uns erscheint, pfeift der Spatz seine gegenwärtige Perspektive vom Dach - flüchtige Ansichten, momentane Stimmungen, wandernde Profile, bewegliche Horizonte. Diese Vögel sind vermutlich Situationisten, Perspektivisten, Taoisten. Sie halten es nicht mit letzten Einsichten und totalistischen Abgesängen. Ihre Dachkonzerte sind nomadisch und volatil (...).
(Die Eule) symbolisiert das Vergreisen der Welt, die aus den frühen Kulturen um das Mittelmeer erwachsen war; sie steht für eine Betrachtungsweise, bei der es im Guten wie im Bösen immer schon zu spät ist. Im eulenhaften, abschließenden Wissen kommt der Geist der Untergänge und Verluste zu sich selbst. Wenn er es in etwas bis zur Gewissheit gebracht und sein letztes Wort gesprochen hat, bleibt für ihn nur der Abschied des Begriffs vom Leben und das vermittelnde Andenken daran. Im letzten Wissen sind die Schlußworte der Dinge und die Nachrufe auf sie niedergelegt. (...) Hingegen sind die Spatzen ruchlos fröhlich bei der Sache des Augenblicks, sie trillern in den Tonarten des Zeitgeistes durheinander und pfeifen skandalös auf die Eulentöne, die sich aufführen, als sei mit ihnen die Geschichte von Musik und Weisheit überhaupt am Ende.
Peter Sloterdijk, Kopernikanische Mobilmachung und ptolemäische Abrüstung
Die Spatzenphilosophie ist ein Denken der Gleichzeitigkeit - ein wenig zu laut und zu schnell (...).
Wo Hegels Eule ein Ganzes sieht, weil das Ganze selbst dem Ende nahe ist und als versinkende Gestalt des Geistes vor uns erscheint, pfeift der Spatz seine gegenwärtige Perspektive vom Dach - flüchtige Ansichten, momentane Stimmungen, wandernde Profile, bewegliche Horizonte. Diese Vögel sind vermutlich Situationisten, Perspektivisten, Taoisten. Sie halten es nicht mit letzten Einsichten und totalistischen Abgesängen. Ihre Dachkonzerte sind nomadisch und volatil (...).
(Die Eule) symbolisiert das Vergreisen der Welt, die aus den frühen Kulturen um das Mittelmeer erwachsen war; sie steht für eine Betrachtungsweise, bei der es im Guten wie im Bösen immer schon zu spät ist. Im eulenhaften, abschließenden Wissen kommt der Geist der Untergänge und Verluste zu sich selbst. Wenn er es in etwas bis zur Gewissheit gebracht und sein letztes Wort gesprochen hat, bleibt für ihn nur der Abschied des Begriffs vom Leben und das vermittelnde Andenken daran. Im letzten Wissen sind die Schlußworte der Dinge und die Nachrufe auf sie niedergelegt. (...) Hingegen sind die Spatzen ruchlos fröhlich bei der Sache des Augenblicks, sie trillern in den Tonarten des Zeitgeistes durheinander und pfeifen skandalös auf die Eulentöne, die sich aufführen, als sei mit ihnen die Geschichte von Musik und Weisheit überhaupt am Ende.
Peter Sloterdijk, Kopernikanische Mobilmachung und ptolemäische Abrüstung
Philosophie: Die Zeit in Gedanken gefaßt
(es war) Hegel selbst, der von der Philosophie gesagt hat, sie sei ihre Zeit in Gedanken gefaßt. Doch Hegel hatte auf die Zeit kein Anrecht, weil für ihn die Zeit aufhörte, gelebte Zeit zu sein, sobald sie auf ihren Begriff gebracht war. Gelebte Zeit hat einen opaken Kern; im dunklen Glitzern des Augenblicks rühren sich Spannungen und Tendenzen, die sich nie in begriffliche Selbstdurchsichtigkeit auflösen.
Peter Sloterdijk, Kopernikanische Mobilmachung und ptolemäische Abrüstung
Peter Sloterdijk, Kopernikanische Mobilmachung und ptolemäische Abrüstung
Herz auf der Stirn
Ob man sich ein Herz auf die Stirn tatöwieren sollte? Alle Welt würde dann sehen: das Herz ist ihm in den Kopf gestiegen. Und da es ein tintenblaues, ein sterbeblaues, ein agonisches Herz wäre, könnte man auch sagen: der Tod ist ihm in den Kopf gestiegen. Wir brauchen nur aufzuschreiben, wie tief uns der Schrecken traf.
Hugo Ball, Die Flucht aus der Zeit
Hugo Ball, Die Flucht aus der Zeit
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